In 90 Minuten fit in Social Media – nicht

„Dieser Typ von der Social-Media-Marketing-Firma bemüht sich mehr um mich als je eines meiner Dates es getan hat“, fällt mir auf, als ich wieder eine Mail von besagtem Typen, nennen wir ihn Social-Media-Paul (oder einfach SM-Paul?!) auf meinem Handy sehe.

Social Media Welt

Die Welt des Social Media Marketings

„Hallo, wo bist du?“, fragt die automatisch generierte Mail, die mich darauf aufmerksam macht, dass in fünf Minuten das Seminar zum Social Media Marketing beginnt, und ich immer noch nicht da sei. Komisch, denn eigentlich bin ich das längst, schließlich hat SM-Paul mir in einer Mail vor zehn Minuten geraten, mich UNBEDINGT fünfzehn Minuten früher in den Online-Konferenzraum einzuloggen, damit auch ja nichts schiefgeht.

Ich starre also schon seit zehn Minuten auf einen Countdown, er liegt inzwischen bei 4:32, 4:31, 4:30…

Smartphones, Social Media und unsere Aufmerksamkeit

Während ich warte, fällt mein Blick auf mein Smartphone. Die sind wie Kleinkinder, denke ich. So unschuldig und – wer hätte es gedacht – klein, aber trotzdem dreht sich alles um sie, wenn sie da sind. Ganz freiwillig schenken wir ihnen tagtäglich unsere Aufmerksamkeit. Deswegen sitze ich nämlich nun auch hier und 4:07, 4:06, 4:05…

Wer heutzutage ein Geschäft führt oder eine Dienstleistung anbietet, der kommt um das „Neuland“ Internet und seine Auswüchse, zu denen Social Media zählt, nicht mehr herum. Homepages sind heute selbstverständlich, einen Facebook-Account hat sowieso jeder und jede und mehr und mehr Menschen treibt es auch auf Instagram oder Tik Tok. Wer Menschen also heute erreichen möchte, dem oder der stehen eine Menge Möglichkeiten zur Verfügung. Das ist klasse – aber manchmal auch zum Verzweifeln.

Was ich an Social Media mag, wenn ich Konsumentin bin: Dass ich ständig von den Seiten, die ich abonniert habe, spannende, interessante und ästhetisch ansprechende Beitrage serviert bekomme. Bin ich aber auf der anderen Seite, also für diese spannenden, interessanten und ästhetisch ansprechenden Beiträge verantwortlich, dann ist das oftmals eine Herausforderung.

Social Media als Job

Ging Ihnen für Ihren nächsten Social Media Post schon ein Licht auf?

Wenn Sie ebenfalls mit Social Media zu tun haben, kennen Sie das bestimmt: Das Suchen nach einem passenden Foto zu einem Text, den Sie sich lange überlegt haben. Die vielen Fragen in Ihrem Kopf: Ist die Rechtschreibung korrekt? Sieht das Foto gut aus? Werden die Leute das überhaupt anschauen oder scrollen Sie gleich weiter? Wenn Menschen den Beitrag lesen, finden sie ihn gut? Oder sind sie gelangweilt? Wie viele Menschen drücken auf Gefällt-Mir? Wie viele teilen den Beitrag? Und was schreibe und zeige ich beim nächsten Post, der bald ansteht? Und beim Übernächsten? Und beim Über-übernächsten?

1:16, 1:15, 1:14…

Ich lehne mich auf dem Stuhl zurück und denke: Es ist gut, dass ich dieses Online-Seminar besuche. Denn sein Versprechen lautet: Lernen, wie man seine Reichweite verzehnfacht, Tipps, um Social Media zu verbessern, damit man sofort tausende Kunden und Kundinnen erreicht, und, und, und. Vielversprechend klingt das Seminar somit auf jeden Fall. Es ist angelegt auf 90-Minuten. Reicht das, um all diese Versprechen einzulösen? (Spoiler: Nein).

Der Countdown geht in die letzten Schritte: 0:03, 0:02, 0:01…

Das Social Media Seminar beginnt

Notizbuch raus und los geht's!

Ein aufgezeichnetes Video erscheint, SM-Paul, der sich als Geschäftsführer einer erfolgreichen Social-Media-Marketingfirma vorstellt, erscheint. Er sieht aus, als entspringe er einem dieser erfolgreichen, makellosen Instagram-Posts. Ich schreibe fleißig mit, während das Video läuft, auch wenn anfangs viel über die gewonnenen Preise der Firma gesprochen wird.

Es sind auf jeden Fall wertvolle Tipps dabei: Beispielsweise, dass Reichweite heute für Social Media nicht mehr über Fans und Follower läuft, sondern durch den Zuschnitt auf die richtige Zielgruppe. SM-Paul spricht zahlreiche Punkte an, über die ich gern mehr wissen beziehungsweise zu denen ich gern die genaue technische Funktionsweise kennenlernen würde. Das zeigt er aber natürlich nicht – die letzte halbe Stunde dreht sich um das kostenpflichtige Ausbildungspaket, das SM-Paul anbietet, im Wert von 4100 Euro. Puh. So ganz werden die Versprechen des Seminars also nicht erfüllt.

Was ich durch dieses Seminar jedoch mal wieder bestätigt bekommen habe: Social Media ist eine Wissenschaft, eine Herausforderung, ein kreatives Tool. Es erfordert viel Engagement, wenn man es richtig machen will.

Trotzdem versucht es SM-Paul vergeblich, mich Stunden und Tage nach dem Seminar per E-Mail mit seinem Ausbildungspaket, das für mich merkwürdigerweise „nur“ 500 Euro kosten würde, zu ködern. Ich habe im Moment nämlich keine Zeit dafür, denn ich muss eine Antwort auf eine dringende Frage finden:

Was poste ich morgen? Übermorgen? Und Über-Übermorgen?

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